BASS GEGEN HASS
Im aktuellen Wahlkampf wird wieder einmal mehr sichtbar, dass es Kräfte gibt, deren einziges Mittel der Hass gegen andere ist. Gehetzt wird gegen alles, das nicht einem bestimmten, sehr beschränkten Weltbild entspricht: Trans* und inter* Personen wird das Existenzrecht abgesprochen. Feministische Positionen werden angegriffen. Grenzen sollen „geschlossen“ werden und Menschen, die aufgrund von Armut, Klimawandel und/oder Krieg fliehen, sollen ausgegrenzt oder abgeschoben werden. Aus einem nationalistischen, patriarchalen, kapitalistischen und rassistischen Weltbild wird einmal mehr Stimmung gegen alles und alle gemacht, die diesem Bild nicht entsprechen.
Als breites Bündnis der Feier- und Clubkultur und vor allem als Menschen, die sich mit diesem Hass nicht identifizieren können, wollen wir gemeinsam zeigen, welche Werte wir tatsächlich vertreten:
Wir stehen für gesellschaftliche Vielfalt, Raum für Kultur und ein gutes Leben für alle. Die aktuellen gesellschaftlichen Zustände machen es einmal mehr notwendig, deswegen auf die Straße zu gehen und Aktionen zu setzen.
Wir als Personen, die kulturelle Events, Clubs und Feiern gemeinsam organisieren, sehen uns in der Pflicht im derzeitigen gesellschaftlichen Diskurs zu intervenieren. Wir gehen daher auf die Straße und setzen Aktionen, um uns diesem Rechtsruck entgegenzustellen. Unser Bass gegen ihren Hass!
Österreichweiter AKTIONSTAG am 14. und 21.09.2024
Zeichne hier um deine Unterstützung gegen Hass sichtbar zu machen – Melde dich als Person oder als Gruppe/Initative/Ort/Kollektiv hier: https://clubkultur.org/bassgegenhass/unterstuetzungserklaerung/
Warum wir aktiv sind:
Spätestens seit 2015 ist in unserer Gesellschaft erneut ein deutlicher Rechtsruck zu spüren. Nicht nur der Ton, sondern auch das Gesellschaftliche und Klima ist seitdem rauer geworden. Diese Tendenz war in unserer Gesellschaft schon immer vorhanden, aber erst in den letzten Jahren ist sie wieder stärker geworden. Die dabei öffentlich verwendeten Hass-Begriffe haben sich in den letzten Jahren teilweise geändert und auch erweitert. Wo früher diskriminierend von „Rasse“ die Rede war, wurde dieser Begriff durch „Kultur“ und schließlich „Migrationshintergrund“ abgelöst. Das damit verbundene Feindbild und die dazu geschürten Ängste sind immer noch dieselben.
Diese und unzählige weitere hass-bezogene Bemerkungen und Zuschreibungen müssen an dieser Stelle nicht wiederholt werden. Fakt ist – das zeigen uns auch Statistiken und Studien – Diskriminierung und Anfeindungen sind harsche Realität für viele marginalisierte Personen in Österreich. Diese Situation wird sich massiv verschlechtern, wenn reaktionäre, konservative und rechte Kräfte über gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Zukunftsperspektiven entscheiden können.
Warum also „Bass gegen Hass“? Wir als Clubkultur verstehen uns in der Tradition unserer feministischen, queeren und nicht-weißen (im Sinne von: schwarze und indigene Personen und Personen mit nicht-weißer Hautfarbe) Geschichte. Für uns bedeutet Clubkultur zu leben, gegen jegliche Diskriminierung und Hass einzustehen. Die Club- und Feierkultur soll und muss ein Platz für alle sein, ohne Angst vor Marginalisierung und Diskriminierung. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass die Clubkultur auch immer nur ein Produkt der Gesellschaft sein kann, in der wir uns befinden. Wir sehen uns in der Verantwortung, gegen die derzeitigen Entwicklungen ein Zeichen zu setzen. Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, beispielsweise im Bereich der Gleichstellung und Antidiskriminierung, dürfen nicht wieder abgebaut werden. Daher braucht es progressive Maßnahmen, die unsere diverse Gesellschaft zu einem sicheren Ort für alle machen.
Der Schrei nach einer Clubkultur ohne Diskriminierung ist also gleichzeitig ein Schrei nach einer Welt ohne Diskriminierung. Dieser Schrei ist zugleich immer das Begehren einer anderen Gesellschaft. Einer Gesellschaft frei von der kapitalistischen Produktionsweise, die uns zu konkurrenzgetriebenen Individuen macht. Uns ist die ideelle Natur dieser Forderung bewusst. Um so mehr müssen wir im Hier und Jetzt beginnen, gemeinsam an der Welt, die wir uns wünschen, zu arbeiten. In einem System, welches von gesellschaftlicher Spaltung profitiert, ist es wichtig sich über diese hinweg zu organisieren. Gemeinsam können wir stark und solidarisch sein.
Angesichts derzeitiger politischer Entwicklungen befürchten wir, dass die derzeitige Situation sich massiv verschlechtern kann. Bereits seit Jahren können wir eine Zunahme rassistischer, sexistischer, und allgemein menschenfeindlicher und diskriminierender Rhetorik beobachten. Das können und wollen wir nicht unkommentiert stehen lassen. Daher gehen wir auf die Straße, um auf unsere Art laut und deutlich zu sagen, dass wir da nicht mitmachen. Unser Bass gegen ihren Hass.
FORDERUNG ZUM DEMOKRATISCHEN MITEINANDER
(1) Wir fordern eine Club- und Feierkultur frei von Diskriminierung. Um diese Forderung zu realisieren, fordern wir alle auf, gemeinsam gegen Diskriminierung aktiv zu werden. Dafür müssen die politisch Verantwortlichen aktiv werden. Es braucht Förderungen von Maßnahmen gegen Diskriminierung und für solidarische Feierpraxis, sowie Regulierungen, die sich gegen Diskriminierung in Nacht und Feierkultur richten.
(2) Wir fordern eine Reform des Wahlrechts. In Österreich darf ein viel zu großer Teil der Gesellschaft nicht wählen, obwohl ihr Lebensmittelpunkt hier ist. Wer hier lebt, sollte auch die Möglichkeit der Mitsprache haben. Es ist bedenklich und undemokratisch, über ein Viertel der Menschen, die hier leben, davon auszuschließen!
(3) Für eine diversere und solidarischer Form von Miteinander braucht es auch mehr gesellschaftlichen Raum, um dies zu stärken. Es braucht mehr Demokratieförderung im Sinne von einfach zugänglichen Finanzierungstöpfen, die Partizipation und Selbstermächtigung befördern. Dazu gehört es auch, eine diverse und kleinteilige Medienlandschaft besser zu fördern, sowie emanzipatorische Bildungsarbeit und Projekte, die Communitys stärken, zu fördern und zu supporten.
(4) Um demokratisches Miteinander zu stärken, braucht es mehr Präventions- und Vermittlungsarbeit. Viele Personen sind zunehmend in rechten und rechtsextremen Medienwelten verfangen. Diese fördern einen Glauben an Verschwörungserzählungen und Geschichten voll Hass, Gewalt und Diskriminierung. Gegen diese Formen von Gewalt braucht es Präventionsarbeit. Die Gewalt zeigt sich in Österreich in Femiziden ebenso wie im Hass gegen (vermeintlich) andere. Entschieden gegen Extremismus und Gewalt einzustehen bedeutet ein Stärken und Fördern von emanzipatorischen Projekten, die dazu Bildungs-, Vermittlungs- und Aufklärungsarbeit machen.
FORDERUNGEN ZU RÄUME UND CLUBKULTUR
Maßgeblich für unsere Arbeit als in der Musik-, Feier- und Clubkultur aktive Personen ist es, genügend und passenden Raum für unsere Arbeit zu haben. Vielerorts fehlt es dafür aber an leistbarem Raum und ebenso an Förderungen. Es ist Zeit, dass hier endlich durch Politik und Verwaltung gute Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Missstände müssen beendet werden, es braucht Veränderungen.
FORDERUNG / Wir fordern:
– Mehr öffentliche Räume für kulturelle Veranstaltungen: Es braucht das Bereitstellen von mehr öffentlichem Raum, der für kulturelle und musikalische Veranstaltungen genutzt werden kann. Das bedeutet beispielsweise überdachte unkommerzielle Flächen im öffentlichen Raum, einfach zugänglicher Strom und genügend kostenfreie Klos.
– Für kleine Veranstaltungen braucht es eine Vereinfachung der Anmeldeprozeduren. Für viele ist der bürokratische Aufwand nicht machbar und steht auch nicht im Verhältnis zu geplanten Vorhaben.
– Politische Kundgebungen und Demos, die organisiert werden und Musik-kulturellen Bezug haben, werden häufig durch die zuständigen Behörden infrage gestellt oder untersagt. Dabei ist Musik für uns Teil von politischem Ausdruck. Wir stellen uns entschieden gegen Repression und Strafen, die es hier häufig gibt und fordern einen anderen Umgang mit Demonstrationen und Kundgebungen.
– Es braucht die Förderung erschwinglicher Mieträume! Es muss dringend sichergestellt werden, dass Mieträume für Clubkultur nicht nur finanzstarken Gruppen und Unternehmern vorbehalten sind. Wir fordern leistbare Räume mit unbefristeten Verträgen und Förderprogramme, damit auch kleinere, unabhängige Initiativen Zugang zu geeigneten Veranstaltungsräumen haben. So kann kulturelle Diversität gefördert werden!
– Es braucht die Förderung und Schaffung neuer kultureller Freiräume! Es braucht die gezielte Schaffung neuer Freiräume in städtischen und ländlichen Gebieten, die für die Clubkultur genutzt werden können. In Neubauten soll und muss Kultur mitgeplant werden, in bestehenden Gebieten dafür Raum gewidmet werden. Diese Orte sollen Raum für kreative Entfaltung und kulturellen Austausch bieten. Clubkultur und Kulturräume müssen als integraler Bestandteil der Stadtentwicklung und Stadtplanung anerkannt werden. Wir fordern die Berücksichtigung kultureller Bedürfnisse in die Stadtplanung und die aktive Einbeziehung von Kulturschaffenden in Entscheidungsprozesse.
– Es braucht Schutz von bestehenden Räumen! Clubkultur darf nicht durch Lärmschutz und Anrainerbeschwerden eingeschränkt werden. Wir fordern Lösungen, die den Erhalt von bestehenden Clubs und kulturellen Veranstaltungen auch in urbanen Räumen ermöglichen, ohne die Lebensqualität der Anrainer zu beeinträchtigen. Lärmschutzförderung und öffentliche Förderung von passender Technik sind dafür gangbare Lösungswege.
– Es benötigt Förderung von Inklusivität und Diversität! Die Räume, die für Clubkultur bereitgestellt werden, sollen inklusiv und divers werden. Wir fordern eine bessere Unterstützung von Projekten und Initiativen, die marginalisierte und gesellschaftlich diskriminierten Gruppen eine Plattform bieten und zur kulturellen Vielfalt beitragen.
– Es braucht eine bessere Förderungen von Musikkultur! Wenn Operetten gefördert werden, so sollte auch genügend Geld für (andere) Musikkultur vorhanden sein. Wir wollen dabei nicht die sogenannte Hochkultur gegen die Sub- und Gegenkultur ausspielen, es braucht einfach ein Mehr an Förderung im Kunst- und Kulturbereich damit hier die Tätigkeitsfelder gleichgestellt werden!
So können Räume geschaffen werden, die für alle zugänglich sind und die Vielfalt der Clubkultur kann so gefördert werden.
// BASS GEGEN HASS /// SEPTEMBER 2024 ///
Zeichne hier um deine Unterstützung gegen Hass sichtbar zu machen – Melde dich als Person oder als Gruppe/Initative/Ort/Kollektiv hier: https://clubkultur.org/bassgegenhass/unterstuetzungserklaerung/